Themenschwerpunkt Der Prozessverlauf...

17. Mai 1994: Legendäre Club 2 Sendung im ORF Fernsehen mit dem
zentralen Thema: Darf eine Arbeiterbank spekulieren?

Neben dem Diskussionsleiter Jens Tschebull diskutierten: der BAWAG-Vorstand Helmut Elsner, (später Generaldirektor der BAWAG und seit 2005 Angeklagter; er vertrat den BAWAG-Chef Walter Flötl), Anton Benya (1963 - 1987 Präsident des ÖGB; der ÖGB war damals BAWAG-Mehrheitsaktionärs; Benya kam anstelle des amtierenden Gewerkschaftspräsidenten Fritz Verzetnisch, da Verzetnitsch absagte), der SPÖ-Finanzsprecher Ewald Nowotny (später ab 2006 BAWAG Generaldirektor), der deutsche Bankwissenschaftler Ekkehard Wenger, Ex-Finanzminister und Ex-CA-Bankchef Dr. Hannes Androsch (SPÖ), Börseninvestor bzw- -spekulant Michael "Mike" Lielacher und zwei Journalisten der Magazine "News" und "WirtschaftsWoche". Mit Berichten über die Karibik-Geschäfte der BAWAG hatten die beiden Journalisten die Causa kurz zuvor in die Öffentlichkeit gebracht.

Helmut Elsner: "Es wurde nicht spekuliert, das Risiko war sehr klein, nicht nennenswert."

Anton Benya: "Ihr liegt’s alle daneben. Wir haben die Geschäfte nur zurückgefahren, damit wir eine Ruh' haben. Die Burschen dort sind alle okay."

Hannes Androsch: "Wir müssen überhaupt davon ausgehen, dass das gesamte weltweite Kreditsystem risikoreicher geworden ist"

Ewald Nowotny: "Solche Risiken aufzunehmen und sie zu verteilen sei ein Charakteristikum des modernen Bankwesens"

Nachzulesen: "Die Chronologie der BAWAG-PSK-Krise" - Wien-Konkret

Das Börsen – Monopoly geht weiter

Bildverweis-Link

Wir werden diesen mit äußerst geringem Risiko behafteten Geschäftszweig der Fremdwährungsspekulationen wiederaufnehmen." zitiert Richterin Claudia Bandion-Ortner aus dem Vorstandsprotokoll

Ex-Bawag-Chef Elsner: "Die Idee ist von mir gekommen."

"Es war keineswegs zu erwarten, dass aus diesem Eck Flöttl irgendwelche Handlungen setzt, die der Gewerkschaft, der Gewerkschaftsbank, Schaden zufügen." - Verweist auf den guten Ruf der sozialdemokratischen Familie Flöttl

"Die Bank hat nicht spekuliert, die Bank hat finanziert."

"Dass Flöttl so hoch spekuliert hat, war uns nicht bekannt, war auch nicht in unserer Verantwortung. Wir wollten eine vorsichtige Bilanz, niemand wollte eine so hohe Spekulation."

Zurück zum Seitenanfang

Wolfgang Flöttl hatte alle Freiheiten!

Doch das riskante Vorgehen Wolfgang Flöttls sei durch die Verträge gedeckt gewesen: "Die Verträge der Bawag mit Flöttl überließen Flöttl jede Freiheit." So konnte der Sohn des früheren Bawag-Generaldirektors Walter Flöttl seine hochriskanten Geschäfte fortführen. Für Kleiner war diese Situation "kasino-artig". "Eine Bank hat aber im Kasino nichts verloren", so der Gutachter weiter. Tatsächlich verlor die Bank bei Flöttls Vabanquespiel erheblich. In Summe 1,451 Milliarden Euro rechnete Kleiner vor.

Wie das Geld genau verloren ging – etwa die ersten Verluste von 700 Millionen Dollar (639 Millionen davon von der Bawag) innerhalb von nur 10 Tagen –, darüber konnte Kleiner nur mutmaßen, da laut Flöttl die diesbezüglichen Unterlagen in seiner Firma einem Computerabsturz zum Opfer gefallen waren. Kleiner geht davon aus, dass die Totalverluste auf Leverage (Fremdkapital als Hebel in der Hoffnung auf erhöhte Gewinne) zurückzuführen sind. Bei Flöttl sei (abgesehen vom sturen Beharren auf einen fallenden Yen) keine einheitliche Veranlagungsstrategie erkennbar, allerdings seien ihm auch keine Limits gesetzt worden, so Kleiner.

Stimmt ja alles gar nicht!

Die angeklagten Bawag - Vorstände reagierten aufgrund der Ausführungen des Gutachters Kleiners äußerst gereizt: "Frechheit" und "stimmt ja alles gar nicht" war während einer Prozesspause zu hören. Man wird also gespannt aufhorchen, wenn die Gegenangriffe ihrer Anwälte das Kleiner – Gutachten für die Flöttl – Geschäfte zerpflückten.

Nachzulesen: "Ein Bank hat im Casino nichts verloren!" - Wiener Zeitung

Mein Name ist Hase und ich weiß von Nichts!

Wie uns der ORF mitteilt wußte der ehemalige Aufsichtsratspräsident Günter Weninger von nichts(behauptet er zumindest).Er war dann sehr aufgebracht und hat geglaubt das das alles Flöttls (Die 430 verschwundenen Millionen) schuld war. Getan hat er nichts. Er war ja nur Aufsichtsratspräsident.

"Das Verschweigen ist für mich so, wie wenn ich einen Elefanten mit einer Serviette zudecke und mich hinterher wundere, dass noch ein Zipferl rausschaut" - Ex-BAWAG-Aufsichtsrat Metallergewerkschaftschef Erich Foglar rügt die angeklagten Ex-BAWAG-Manager.

"Wenn mir jemand sagt, es ist bei deinem größten Vermögenswert ein Verlust entstanden, und mich interessiert nicht einmal, wie hoch der Verlust war, verstehe ich das überhaupt nicht" - Foglar hat auch für den - nicht angeklagten - Ex-ÖGB-Präsidenten Fritz Verzetnitsch kein Verständnis.

"Die Aufsichtsräte wissen, um was es geht!" - Ex-BAWAG-Aufsichtsrat Eduard Aschenbrenner verteidigt seine Kollegen gegen den Vorwurf, es wären regelmäßig Informationen aus dem Gremium an die Öffentlichkeit gelangt. Tatsächlich wussten die Aufsichtsräte aber nichts von den hohen Verlusten, weil sie nicht informiert wurden.

Zurück zum Seitenanfang

Frühe Warnung - späte Einsicht?

"Eingebunden war ich nicht. Die Geschäfte wurden zwischen Vater und Sohn besprochen" - Ex-BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner, damals BAWAG -Vorstand, schildert die Kommunikation der Bank mit ihrem Geschäftspartner in den Karibik -Geschäften zwischen Flöttl sen. und Flöttl jun.

"Das Schlagwort Karibik-Geschäfte ist zwar sehr plakativ aber absolut falsch. Es waren keine Geschäfte in der Karibik, sondern Geschäfte an den Börsen in New York, London" - Elsner bei der Erläuterung der Flöttl - Sondergeschäfte mit der BAWAG.

"Die Bank ist 1994 einige Wochen gestanden" – Ex -BAWAG - Generaldirektor Johann Zwettler über die Vertrauenskrise der Kunden in Folge des Bekanntwerdens der Vater-Sohn-Geschäfte in der Karibik.

"Wenn Sie so einen Wirbel erleben, das ist nicht lustig" - Zwettler schildert den damaligen "Run" auf die Bank

Nachzulesen: "Karibikgeschäfte werden untersucht" - Wirtschaftsblatt

1995: Veranlagungs- und Spekulationsgeschäfte in der Karibik werden durch die BAWAG wieder aufgenommen. Aufsichtsratschef Herbert Tumpel (ÖGB, AK, SPÖ) soll die neuen Karibikgeschäfte genehmigt haben. Bereits in diesem Jahr sollen Verluste von 500 Millionen Euro entstanden sein. Gewusst haben dürfte davon nur ein ganz kleiner Personenkreis.

"Fühlen Sie sich getäuscht von den damaligen Vorstandsmitgliedern der BAWAG?" - Richterin Claudia Bandion-Ortner forscht nach bei Tumpel. „Es ist Aufgabe des Gerichts, das festzustellen“ - Tumpel will kein Urteil abgeben.

"Die einzelnen Depotstände waren ziemlich egal, die Passivseite ist dem Herrn Dr. Flöttl explodiert“ - Ex-BAWAG-Generaldirektor Johann Zwettler verweist auf das Risiko durch die Fremdfinanzierung in Yen, wodurch Flöttl den Totalverlust 1998 herbeiführte.

"Ich würde Flöttl nicht unter karitative Einrichtungen subsumieren, für uns war das ganz klar ein ganz anderes Geschäft" - Foglar sieht sich über die wahre Natur eines Investments mit Flöttl im Aufsichtsrat getäuscht.

Zurück zum Seitenanfang

Späte Reue und erste (Ein)Geständnisse

Zwettler drückte beide Augen zu

Am 26.11.2007 – dem 53 Verhandlungstag im BAWAG Prozess - sorgte Johann Zwettler (geboren am 27. September 1941) für eine Überraschung. Er legte beim BAWAG Prozess im Straflandesgericht Wien ein Teilgeständnis ab. Dabei gestand er, nicht rechtzeitig die Stopp-Taste gedrückt zu haben, weiters sich der Untreue und der Bilanzfälschung schuldig gemacht zu haben. Sein Teilgeständnis bezieht sich auf die Jahre 1998 und 1999.

Bereits im Nov. 1998 sei im klar gewesen, dass die Liegenschaften und Bilder von Wolfgang Flöttl überbewertet waren und nicht wertberichtigt worden waren. Dadurch seien auch die Bilanzen der Folgejahre falsch. Die notwendigen Wertberichtigungen wären damals jedoch von Helmut Elsner (damaliger BAWAG Vorstandsvorsitzender) und dem Günter Weninger (damaliger Bawag-Aufsichtsratspräsident) abgelehnt worden.

J. Zwettler stimmte dann noch weiteren Krediten mit Wolfgang Flöttl zu, die weitere 694 Millionen Euro (9,5 Milliarden Schilling) kosteten. Er habe die Hoffnung gehabt, alles wieder rückzuverdienen. Er ist der erste Angeklagte im BAWAG-Prozess, der ein Geständnis ablegte. Die anderen Mitangeklagten wollten auf Befragung der Richterin auch jetzt keine Geständnisse abgeben.

Weninger gestand, was ihm gar nicht zur Last gelegt worden war

Als zweiter geständiger Angeklagter folgte zwei Tage nach Zwettler der frühere Bawag-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger, der sich am 28. November 2007 hinsichtlich einer - ihm gar noch nicht vorgeworfenen - Bilanzfälschung teilweise für schuldig bekannte.

Weninger hatte gemeinsam mit dem damaligen ÖGB-Präsidenten Fritz Verzetnitsch Anfang 2001 eine ÖGB-Garantie für die durch die Verluste angeschlagene Bawag abgegeben. Er gebe zu, dass diese Garantie nicht in den Büchern der ÖGB-Vermögensverwaltungsgesellschaft GmbH und der ÖGB-Privatstiftung Solidarität ausgewiesen sei, gestand Weninger.

Flöttl tut es leid

Auf die Frage, warum er am 56. Verhandlungstag des Bawag-Prozesses plötzlich ein Teilgeständnis ablegt, antwortete Flöttl, dass er über die Weihnachts- und Neujahrsfeiertage Zeit hatte, nachzudenken. Dabei sei er zu dem Schluss gekommen, dass sein Verhalten in Sachen "Ophelia" – auch im rechtlichen Sinne – nicht korrekt gewesen ist.

"Ich war mir ursprünglich keiner Schuld bewusst", entschuldigte sich Flöttl. Schließlich habe er selbst ebenfalls viel Geld verloren und deshalb versucht, einen Beitrag zur Wiedergutmachung der Verluste zu leisten. Zudem habe er der Bawag immer wieder sehr geholfen – zum Beispiel bei den Russlandforderungen.

Und Flöttl bekannte sich somit schuldig des Beitrags zur Untreue, allerdings nur in Bezug auf den Betriebsmittelkredit "Ophelia" über 90 Millionen Dollar. "Zum Zeitpunkt der Geldannahme konnte ich nicht sicher sein, dass ich das zurückzahlen kann", gestand Flöttl ein. Dies habe auch der gesamte BAWAG-Vorstand gewusst.

"Flöttl lügt dass sich die Balken biegen", konterte der frühere Bawag-Generaldirektor Helmut Elsner. Er habe auf die Rückzahlung des Kredits wegen Flöttls bisheriger Erfolge vertraut.

Nachzulesen: "Der BAWAG-PROZESS" - Wirtschaftsblatt

Das Urteil: Es war nur Spielsucht?

Man kann sich den Eindruck nicht erwehren, dass dieses ganze Geld- und Wirtschaftssystem nur mehr ein riesiger Spielplatz von Spielern (Spekulanten und Finanzexperten) ist. Es geht um hohe Einsätze und auch um hohe Risken. Das, was man heute gewonnen hat, kann morgen schon wieder verloren sein. Also ein großes weltweites Spielcasino! Doch ein Unterschied besteht. Es ist meistens das Geld der anderen und der hart arbeitenden Mensch (Inflation, Gier nach Rendite - Arbeitsplatzverlust) , dass so leichtfertig verspielt wird. Mit den Folgen für uns alle: Wirtschaftskrisen, Umweltzerstörung Arbeitslosigkeit, Armut und Ausbeutung und somit auch Kriege...

Somit kann das Urteil nur lauten: Freispruch für ein paar süchtige Spieler! – Sie wissen nicht, was sie taten? - das noch nicht rechtskräftige Prozessurteil! – oder sie sind ja sowieso nur kleine Fische in diesem "weltweiten Spekulationsgeschäft" - the big money - bubble, die mit einen riesigen Knall platzen wird und was dann...?

Zurück zum Seitenanfang


Design by M. Foxy 2005-2008