Themenschwerpunkt Einführung zum Volksmund

Der Volksmund ist ein Abbild der Stimmung von Menschen, die als Kinder das Elend und Leid der Zwischenkriegszeit (Bürgerkrieg 1934, politische Auseinandersetzung der beiden Volksparteien, Arbeiter, Bauern und Bürgertum) und als junge Männer im Alter von 21 bis 35 Jahren im 2. Weltkrieg als Kanonenfutter verheizt wurden und den Kindern der Bestatzungszeit (1945-55), zwischen den Zeiträumen März 2006 und Februar 2007, der Höhepunkt des BAWAG-Skandals und der bevorstehenden Nationalratswahlen (Oktober 2006) sowie der Koalitionsverhandlungen. Die Gespräche sind somit stark geprägt durch Frustration, Zorn und Hass über die Sozialpartnerschaft (Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften) aber auch über ihre Volksvertreter, die beiden "noch-großen" Volksparteien (SPÖ-ÖVP).

Es spiegelt aber auch den Kampf zwischen Arbeiter(Bürgertum) und Unternehmer wieder und die Entsolidarisierung der Pensionisten, getrennt durch Angestellte und Arbeiter, aber auch Beamte und Politiker. Dieser tiefe Bruch, der durch Bonzen- und Vetternwirtschaft noch zusätzlich genährt wird, ist auch eine Klage dieser Generation, wie die Lebenschancen beim Wiederaufbau Österreichs verteilt wurden. Der Niedergang der Gewerkschaften ist ein Abbild der zwei-gespaltenen Seele Österreichs zwischen Anspruch und Wirklichkeit! Gerade diese Generation ist zu tiefst enttäuscht, dass junge Menschen keine Berufs- und Lebenschancen mehr vorfinden und Angst um die Zukunft ihre Enkel und Kinder haben und das die herrschende Klasse (Beamte, Unternehmer, Politiker, Gewerkschafter...) Österreich nur mehr als Selbstbedienungsladen verstehen und somit eine Kontrollfunktion in der FPÖ wahrnehmen! Das Ende der österreichischen Demokratie?

Ergänzend möchte ich hier noch zwei Auszüge aus Zeitungsartikeln (Auszug) der Kleinen Zeitung von Sommer 2006 anführen:

Wo steht das Land? - Wo steuert es hin?

"Wir nützen die Sommerpause und bitte jeden Sonntag namhafte Nicht-Politiker,
einen Befund über den Zustand der Republik zu erstellen."

Interview Frau Elizabeth T. Spira: "Österreich ist mir unheimlich"

Frau Spira, als Filmemacherin rühren Sie mit Verve im Bodensatz des österreichischen Alltags. Was fasziniert Sie so sehr daran?

ELIZABETH T. SPIRA: Ich bin süchtig nach Menschen und ihren Geschichten. Ich kann nicht genug davon kriegen.

Mögen Sie die Österreicher?

SPIRA: Sagen wir so: Wer lieb zu mir ist, den mag ich, und wer nicht lieb zu mir ist, den mag ich nicht.

Manche behaupten ja, Sie mögen die Österreicher nicht, sonst würden Sie nicht so gnadenlos ihre Seele sezieren. Stört es Sie, dass Ihre Filme polarisieren?

SPIRA: Ich bin auf die Welt gekommen, um zu polarisieren. Das bringt meine Biografie mit sich: Ich entstamme einer jüdischen Familie, obendrein war mein Vater Kommunist. Ich habe also nie ein Mehrheitsbewusstsein entwickelt. Bis heute nicht. Daher gehe ich auch mit den Leuten und ihren Geschichten relativ unbekümmert um. Mir sind das Katholische und das Braune fremd. Es steckt nicht in mir, aber ich bin neugierig und will es herauslocken.

Was wollen Sie herauslocken?

SPIRA: Das Fremde, das Gruselige. Ich halte Österreich für ein unglaublich unheimliches Land.

Warum?

SPIRA: Die Leute hierzulande sprechen vieles nicht offen aus, sie lächeln feig und schweigen. Ich habe immer das Gefühl, es könnte jederzeit losgehen, nur weiß ich nicht was, wie, wo und warum. Aber ich bin immer auf der Hut. Die Österreicher fühlen mehr, als sie denken. Deshalb hab ich auch weniger Angst vor den Deutschen. Die denken mehr, als sie fühlen. Die haben über ihre Vergangenheit nachgedacht, vielleicht sogar ein bisserl zu viel. Die Österreicher haben immer so getan, als ob es sie alles nichts anginge. Nur: Adolf Hitler war Österreicher, nicht Deutscher.

Können Sie sich vorstellen, woanders zu leben als in Österreich?

SPIRA: Nein, außer in New York und in Berlin. Allerdings lebe ich ja auch nicht in Österreich, sondern in Wien. Darauf lege ich großen Wert: Ich lebe im Wiener Kaffeehaus.

Warum ist diese Unterscheidung für Sie so wichtig?

SPIRA: Weil ich Städterin bin und nie am Land leben könnte. Dort würde ich mich mutterseelenallein fühlen, weil die Menschen mit ihren seltsamen Sitten und Gebräuchen mir fremd sind. Wenn ich aufs Land fahre, dann ist das so, als würde ich nach Afrika reisen.

Sie reden sehr viel vom Fremdsein. Wie bestimmend ist dieses Gefühl für Ihr Leben?

SPIRA: So wie ich sind nur ganz wenige in Österreich aufgewachsen: Emigration und Rückkehr in ein Land, das die Familie hinausgeschmissen hatte. Ein Großteil der Familie ermordete oder weit weg in Amerika, Australien, Südamerika ging. Nach ihrer Rückkehr war meine Großmutter...

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Interview mit Industriellen Herrn Frank Stronach

Frank STRONACH: ...Der Voves gefällt mir gut. Er ist sehr natürlich geblieben. Er hat einen gesunden Hausverstand und kommt mir nicht vor wie ein Berufspolitiker.

Wie sehr nehmen Sie an der Innenpolitik, am WahlkampfAnteil?

STRONACH: Es wird sich wenig ändern. Es wird alles beim Alten bleiben. Ich befürchte eine große Koalition. Die ist nicht gut für ein Land. Ein Land muss in Bewegung bleiben. So aber wird es heißen: du nimmst das, ich habe das, tun wir uns nicht weh.

Und nichts rührt sich?

STRONACH: Stillstand, nichts rührt sich. Ich kann das sagen. Wenn ich einen Steinbruch hätte oder ein Lebensmittelgeschäft, könnte es jetzt heißen: Dem Burschen richten wir die Wadln nach vorne. Aber bei mir nicht. Ich bin unabhängig. Meine Fabriken müssten nicht in Österreich sein. Im Gegenteil: Ich würde viel mehr Geld machen, wenn ich woanders sein würde.

Wo könnten Sie sein?

STRONACH: In der Slowakei, Polen, Rumänien, überall. China, England. Aber wir sind hier, weil ich Österreicher bin. Ich zeige nicht mit dem Finger. Ich sage nur, wir müssen uns zusammensetzen und die Probleme lösen. Aber die Politiker wollen das nicht hören.

Was ist das größte Problem in diesem Land?

STRONACH: Sicher die Überverwaltung in Land und Bund, die alles schwierig und langsam macht. Dazu brauchen wir eine radikale Vereinfachung im Finanzwesen, bei den Steuern, bei den Gesetzen. Und wir brauchen Transparenz und Effizienz, wenn wir die Globalisierung meistern wollen. In der Regierung, im Gesundheitswesen, bei der Umwelt, in den Firmen, in den Schulen. Effizienz, Effizienz, Effizienz.

Es gibt viele Menschen, die Angst vor der Globalisierung haben. Die Parteien spielen mit dieser Angst. Muss man sie haben?

STRONACH: Wir haben keine Angst. Aber die Lösung ist ja nicht, dass man jetzt sagt, machen wir eine Fabrik auf in China. Und schließen hier eine. Kapital kann immer flüchten. Top- Manager können immer flüchten. Aber was ist mit den Leuten draußen? Was müssen wir tun, dass wir hier Beschäftigung haben? Ich persönlich habe keine Angst. Ich mache mir Sorgen um das Land.

Wer trägt Schuld?

STRONACH: In einem zivilisierten Land kann keiner der Sündenbock sein. Man kann die Schuld nicht den Bürokraten, der Gewerkschaft, den Firmen geben. Fest steht, dass in Österreich viel Energie rein geht, wie man etwas verhindern kann. Vielmehr sollten wir uns hinsetzen und überlegen, wie wir wettbewerbsfähiger werden können. Das beginnt in den Schulen. Wer bringt der Jugend das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge bei? Wer fördert unternehmerisches Denken? Das Wohlbefinden einer Nation ist leicht festzustellen. Wenn ein Land immer mehr und mehr importiert und weniger exportiert, steht die Wirtschaft vor dem Zusammenbruch.

Die Gefahr besteht?

STRONACH: Ja. Deshalb müssen wir konkurrenzfähiger werden. Noch profitiert das Land vom Aufschwung im Osten. Aber wenn die aufgeschlossen haben, ist der Bonus dahin, und wir bleiben übrig. Die Unis und die Wirtschaft müssen näher zusammenrücken. Das ist auch der Grund, warum wir an der TU Graz unseren Lehrstuhl forciert haben. Die derzeitigen Universitäten sind zu weit weg von der Wirtschaft...

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